Die Pest

von Kerstin Fähndrich

Ursprung der Krankheit in Zentralasien, Turkestan. 
Dort brach die Pest 1338/39 vermutlich infolge von Überschwemmung aus - eine Pandemie. Ausbreitung: China
à Indien à 
1347 über die Seidenstrasse auf die Krim zu und von dort mit Genuesen nach Europa:
à Sizilien, Venedig, Genua, Florenz. 
Übertragung von Pest-Bakterien von Rattenflöhen. Flohbiss führe zu Fieber, Lymphknotenschwellung und nach einigen Tagen Tod.

Heute sicher, dass es nicht nur einen Pesterreger gab.
·         Beulenpest (Lymphknoten schwellen heftig an, wurden vom Arzt aufgeschnitten – was wieder Erreger freisetzte)
·         Lungenpest (durch Tröpfcheninfektion, z.T. am gleichen Tag des Einlaufens von „Pestschiffen“ die ersten Toten in der Stadt.)

8./9. Jh. schon mal Pest in Europa (Zeit von Justinian), im 14. natürlich längst vergessen. 
Also: Unerklärlich, überraschend, unheilbar. Einziger Rat: Weit und schnell fliehen, was die Pest noch mehr verbreitete.
1349/50 zur Jahreswende nach Nord- und Westeuropa, England, Dänemark.
Schätzungsweise 35-40% der Gesamtbevölkerung sind an der 1. Pestwelle gestorben.

Allerdings gab es noch eine 2. Pestwelle, die vom Norden wieder zurück in den Süden lief.
Das Ereignis muss die Leute total geschockt haben, es war eine aufblühende Zeit: 3-Felder-Wirtschaft wurde entwickelt,  
Erfindungen – da brachte die Pest regelrechte Endzeitstimmung.                                                          

Es gab totales Chaos, Menschen ließen einander im Stich, Familienbande zerbrachen. Europa erlebte einen heftigen wirtschaftlichen Rückschlag.  

                                                                                               

Im Kriegswesen z.B. gab es nicht mehr genug Fußsoldaten – und da ohnehin das Schwarzpulver gerade entdeckt worden war, wurde diese Entwicklung immens gestärkt.  Die Leibeigenschaft wurde wieder eingeführt, weil die Leute einfach gehalten werden sollten. Das religiöse Denken veränderte sich völlig: Gott straft uns – Flagellantenzüge.

Es hatte während der Pest aber auch schlimmste moralische Entgleisungen gegeben, weil sie sehr vieles relativierte – und Fromme wie Gauner getötet wurden. Das stellte die alte Lehre von Tun und Ergehen völlig infrage. Neben der Erschütterung des Glaubens kam es aber auch zur wesentlichen Verstärkung der persönlichen Frömmigkeit, weil eben jeder Mensch allein vors Sterben und vor Gott gestellt war.

Hier entwickelte sich besonders mit der „ars moriendi“ eine Strömung von Sterbebegleitung im Volke.

Fürchterliche Begleiterscheinung der Pest waren Judenpogrome – denn irgend jemand musste schuld sein. Von 1338-40 war vermutlich die größte Mordaktion gegen Juden bis zum Holocaust. Clemens IV verbot allerdings 1348, Juden auszuplündern, sie ohne Gerichtsverfahren zu richten oder zu töten.  

Jede Pestwelle trieb die Nahrungsmittelpreise in die Höhe und führte zu Landflucht.

Die übriggebliebenen Bauern bestellten nur die besten Böden, was dazu führte, dass der Pro-Kopf-Ertrag stieg. Da aber auch nicht so viele Käufer/Esser da waren und die städtischen Zünfte den Zuzug in die Stadt begrenzten, war Arbeitslosigkeit auf dem Land ein erhebliches Problem. 
Es gab keine Notare mehr, keine Schreiber, keine Ärzte. Man versuchte mit Privilegien solche anzulocken.

In England starben besonders die niederen Kleriker, da sie durch die „Präsenzpflicht“ mit den Erregern infiziert wurden. So wurden nach der Pest in Mengen Laien ordiniert, was auch zu theologisch recht abenteuerlichen Verhältnissen führte.

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