Mittelalterliches Blütenfest Neufrankenroda

Karfunkel Nr. 70 Erscheinung von Juni - Juli 2007

"Pax Vobiscum - Friede sei mit Euch!" So wurden die Besucher des mittelalterlichen Blütenfestes zu Neufrankenroda begrüßt. 
Hof und Gebäude der Familienkommunität unweit  von Gotha / Thüringen boten wieder ein wunderbares Ambiente für einen der schönsten Märkte in der Region. In jedem Jahr scheint das Spektakel zu wachsen. 

Für groß und klein wurde allerhand geboten, sei es für den Magen, auf die Ohren oder zum Ausprobieren. Nicht nur die Schwertkämpfer, sondern auch "Tilly's Bogenschützen" waren zugegen, boten jung wie alt an, sich in dieser Kunst zu versuchen, und veranstalteten schließlich ein Bogenturnier. Außerdem konnte man filzen, töpfern, reiten, Papier schöpfen, Bücher binden, Axtwerfen oder drechseln. Besonderes interessant für die Kinder war das Puppentheater. Händlervolk war natürlich auch zugegen und bot viele Waren feil. Nachmittags stellte sich die Familienkommunität Siloah mit ihrem Leiter Hubertus Laue vor, die aus der evangelischen Jugendarbeit des CVJM Thüringen entstanden ist. 

Sie ist eine Gemeinschaft aus vier Familien, einem Jahresteam aus Freiwilligen, einigen Zivis sowie Angestellten in Verwaltung, Küche und Landwirtschaft und bewirtschaftet das ehemalige Rittergut Neufrankenroda seit 1991 als Erlebnisbauernhof mit Tieren, Äckern und Obstwiesen. Für Gruppen bietet sie Erlebnisangebote, auch individuell geplannt, u. a. mit mittelalterlicher Prägung. Auf dem Gut befindet sich ein Hofladen, der auch an diesem Wochenende geöffnet hatte und eigene Erzeugnisse, z.B. Obstsäfte, verkaufte.

Für das leibliche Wohl der Besucher sorgten die Siloah-Bewohner mit selbstgemachten Zebu-Dönern, Fladenbroten, Kuchen, Pilzpfanne und anderem. Musikalisch begeisterten "Stella Splendens" mit Gesang, Harfe, Gemshorn und anderen mittelalterlichen Instrumenten sowie einer sehr guten Qualität und Stückauswahl, die von Erfahrung und Feingefühl für die Musik des Mittelalters zeugten. Tanzbar wurde es im wahrsten Sinne am Abend mit "Folk & Fiddel" und einem eigens mitgebrachten Tanzlehrer, der dem Volk von Polka bis Gassentänzen einiges beibrachte. 

Gemäß der christlichen Prägung der Kommunität gab es über den Tag verteilt kleine Schauspiele, denen biblische Geschichte zugrunde lagen, und auch das Elisabeth-Jahr wurde nicht außer acht gelassen. Dieses Schauspiel fand in einer sehr ruhigen, besinnlichen und meditativen Atmosphäre in der Krypta des Hofes statt: Bruder Giselher erzählte tagebuchartig die Geschichte der Heiligen und wurde dabei von "Stella Splendens" mit ruhigen Antiphonen, Minne- und Kreuzfahrerliedern begleitet. Ebenfalls in der Krypta luden Stundengebete zum Ruhe-Finden und Verweilen ein. 

Im Abendgottesdienst wurde die zweite Glocke des Siloah-Hofes geweiht und erklang zusammen mit der ersten. Eine dritte Glocke aber wurde vor den Augen der Anwesenden gegossen. Eine Glockengießerfirma aus Passau hatte dafür eigens einen kleinen Hochofen und die Form für die Glocke mitgebracht. Kaum jemand hatte bisher ein Glockengießen live miterleben können - aufgrund des 1200°C heißen Metalls war es jedoch im Dunkeln besonders spektakulär.

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